Wieweil sich sogar Deutschlands Bundesarbeitsminister Franz Müntefering wehrt gegen die von der Publizistin Eva Hermann vertretene These, wonach Frauen mit Kindern wieder hinter den Herd gehörten und er meint, dass es "ein großer Irrtum sei anzunehmen, dass die Geburtenrate steige, wenn Frauen nicht berufstätig seien" - zappt man genervt auf diversen Sendern weiter. Wie aus dem Boden geschossen formatieren sich in deutschen und schweizer Talk-Runden seltsamste Gesprächspartner zum Thema. Das "Eva-Prinzip" ist nicht nur ein gelungener Marketing-Gag von Verlag und Autorin, sondern auch ein Diskussions-Phänomen von bizarrem emotionalem Potenzial frei nach dem Motto: als sie das Ziel aus den Augen verloren, sprachen sie munter drauflos.

Während die ehemalige Tagesschau-Moderatorin Hermann in ihrem Buch «Das Eva-Prinzip» den eigenen Frust von mehrfach gescheiterter Ehen (und wohl auch wenig beruflichen Glücksmomenten) zum Rückpfiff von gleich allen noch so talentierten und erfolgreichen Frauen pervertiert, bleibt kein Raum für individuelle Lösungen und man wird rasch genötigt, den Fernseher auf deutschsprachigen Kanälen abzustellen. Und während man sich ereifern mag über eine dekadent-marktschreierische Effekthascherei einer perfekt inszenierten Bestsellerautorin, deren prähistorische Reminiszenzen wohl eher Stoff für ein Kabaret lieferten, sickert der Verdacht durch, dass aufgrund der ernsten Reaktionen (anstelle von heiterem Gelächter) in unzähligen Zeitungen und Sendungen halt doch noch grosse Unsicherheit herrscht im Zusammenspiel der Geschlechter.

Der Mann bleibt weitgehend draussen aus der Diskussion. Er dient gerade noch als Statist und Ausnahme-Hausmann und Halbzeit-Vater. Vorgeführt im Kabinett der weiblichen Eitelkeiten um Jugend, Schönheit, Macht und Selbstdarstellung - vorgeführt als braver Supporter von debattierenden Ladies jeden Niveaus. Endlich kann sich jede äussern. Nur er, der Gegenpool zu Eva, ADAM, hat zu gehorchen. Und seltsam ist auch das schleichende Gefühl der süssen Erinnerung an ihn, den Mann, als er eben noch ein Mann zu sein wagte und vielleicht sogar etwas stolz darauf war. Gewiss, die Geschichte des Mannes ist keine besonders Ruhmesvolle. Er diente ihr als stolzer Siegfried mit und ohne Feigenblatt, als Feldherr und Drachenkämpfer, als Territorialjäger und historischer Sammler aller Arten von Errungenschaften. Man sprach ihm Väterlichkeit und Zärtlichkeit ab, setzte ihm emotionsloses Funktionieren im Namen des Familienernährers vor und jagte ihn von Erfolg zu Erfolg, um der daheimgebliebenen Gattin Ruhm und Ehre, Titel und Nahrung, Eigenheim und Luxusferien als Trophäen seiner Männlichkeit heimzubringen.

Und nie war es genug. Mehr, härter arbeiten, immer mehr - gejagt und getrieben vom Ehrgeiz mancher Frau, kollabierte und kooperierte er, wurde sanktioniert und korrigiert, vorgeführt und verglichen. Denn einen besseren und erfolgreicheren gab es immer. Oh weh. Das Adams-Prinzip rettete den stets zum Frosch erklärten Prinzen, mag man da denken.

Doch nachdem so manche Eva offensichtlich wieder den Weg zum Herd sich wünscht, wünschte man so manchem Adam sein eigenes Prinzip zur Heilung. Kein Marketing-Gag, keine Provokation als Bücher-Verkaufsgarant. Nein, das Rückgrat, sich von solchen Debatten und Irrungen fernzuhalten, die eigenen Träume und mit ihm ehrlichen Frauen zu erkennen. Und mit wirklich starken, erfolgreichen und selbstverantwortlichen Frauen zusammen– fernab von solchen unwürdigen "Eva"-Diskussionen - den Weg des Wandels und der beidseitigen Befreiung von unseligen Selbst- und Fremdbildern über "richtige Frauen und Männer" konsequent und weise - auch im Dienste unserer Kinder - zu gehen.

 

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