Letzter Samstag im September. Medienkonferenz. Die Präsidentin der Organisation für den Schutz der Ozeane und Meeressäuger OceanCare spricht von Traditionen.
Sie informiert darüber, dass in diesen Tagen in Japan erneut die Saison der traditionellen „Delphin-Massaker“ beginnt. Darüber, wie bei dieser Jagdmethode Delphine aufgespürt, in eine Bucht getrieben und zu Tausenden von Japanern massakriert werden. Mit Haken und Messern. Qualvoll abgeschlachtet, um als Düngermittel und Tierfutter zu enden. Nutzlos für ökonomische Zwecke im grossen Stil. Allein die schönsten Tiere würden vorher ausgesondert, gefangen und durchaus lukrativ an Vergnügungsparks und Zoos in lebenslange Haft verkauft. Filmische Ausschnitte des Massakers Japans an Delphinen treffen mitten ins Herz. Mitten hinein.

Welche Schande, denkt man. Wie tief kann der Mensch noch sinken. Für welche Brutalitäten muss der Begriff "Tradition" noch herhalten? Warum diese Treibjagd? Allein das Delphinfleisch ist aufgrund der Schadstoffe so schwer belastet, dasss es nicht für den menschlichen Verzehr gedacht ist. Die hochentwickelten Säugetiere werden im Namen der japanischen Tradition seit Jahren systematisch Opfer der ritualisierten Grausamkeit. Man spricht von Hass vor ökonomischen Gründen. Man weiss auch, dass das Nervensysteme der Delphine nicht in der Lage ist, auf einen Angriff mittels Schock oder Bewusstlosigkeit zu reagieren, sie erleben den Schmerz und den Verlust ihrer Artgenossen sehr bewusst und leiden bis zum letzten Atemzug.

Die Schweiz entscheidet mit über das Oekosystem Meer in internationalen Gremien und Kommissionen. Die Schweiz hat nun - mit dieser eindrücklichen Medienkonferenz und nachdrücklichem Veto gegen diese bluttrünstige Tradition direkt bei der Japanischen Botschaft in Bern die Stimme erhoben. Ein Protesttag hat die Medien aktiviert, wir sind gefordert, auch im Namen der humanitären Tradition der Schweiz weit über unsere Grenzen hinaus zu protestieren, aufzuklären und - diese Welt dort etwas lebbarer zu machen für Mensch und Tier, wo wir können. Umdenken tut not. Dringend. In so ziemlich allen Belangen unserer Wahrheiten.

Wo ganze Kontinente im Krieg um Medikamente gegen AIDS, im Krieg um Nahrungsmittel wegsterben, wo in Ländern - im Namen Gottes - wie zu Zeiten der mittelalterlichen Kreuzzüge - der permanente Krieg tobt, wo Minderheiten aufgrund von Glauben, Herkunft, Hautfarbe - konsequent verfolgt und getötet werden - und: wo seit Jahrtausenden der Dauerkrieg gegen Frauen herrscht - und deren Freiheit im wahrsten Sinn des Wortes - be-schnitten wird - da darf sich auch die Schweiz nicht länger in diplomatischem Schweigen üben. Braucht eine beherzte Stimme.

Wo jede Sekunde in der Welt ein Mensch an Hunger stirbt und barbarische Traditionen - wie dieses Massaker an Tieren - die Liste weiterer ist unendlich lang - da muss man ein Herz aus Stein haben, um noch länger zu schweigen. Oder wegzusehen.

Es ist Zeit: Zeit für Menschen, die mutig und unbescheiden ausgetretene Pfade verlassen und neue Werte schaffen. Ganz im Sinn von Eugen Drewermann, der schrieb:

"Vieles von unserer ursprünglichen Wahrheit hat man uns abgewöhnt auf dem langen Weg der Erziehung, der uns aus Kindern zu "Erwachsenen" gemacht hat. Man hat uns das Entsetzen abgewöhnt, das uns überfällt, wenn wir sehen, wie ein Tier gequält, eine Blume zerstört, ein Mensch geschunden wird. Man hat uns beigebracht, was es heisst, "realistisch" zu sein und "Vernunft" anzunehmen, und was man lernen muss, damit man tüchtig genug wird, um den Lebenskampf entsprechend den Spielregeln der Gesellschaft erfolgreich zu bestehen."

Eine neue Ethik muss her. Und - wie es Einstein sagte - "Eine neue Art von Denken ist notwendig - wenn die Menschheit überleben will".

Es ist dies der Beginn einer Ethik, die nicht nur in der Wirtschaft, Politik und in schweiz- oder europaweiten Belangen relevant ist, sondern in allen Bereichen des menschlichen Lebens weltweit. Es ist dies eine Grammatik der Menschlichkeit, die grenzenlos ist und den gesamten Umgang mit diesem Planeten meint. Es meint Sprechen statt Schweigen, von Menschen - die sich das Entsetzen nie abgewöhnen!

Die Schweiz als Land der Humanität hat eine wichtige Stimme.
Denn - um mit Albert Einstein zu schliessen - "Die Welt wird nicht bedroht von Menschen, die böse sind. Sondern von denen, die das Böse zulassen."

 

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