Der Mensch machte sich einst die Erde untertan.
Fortan legte er sich ins Zeug und forschte und experimentierte solange am Schöpfungscode herum, bis es ihm gelang, ansatzweise geklontes Leben zu erzeugen.
Der Mensch machte sich damit auch den Schöpfungsakt untertan. Seither erzeugt er künstliches Leben und künstliche Nahrung, er hat sich zum Nabel der Welt erkoren und - erklärt dem lieben Gott tagein und tagaus, wer hier das Sagen hat. Soviel zum menschlichen Schöpfungsakt und dem achten Tage, an welchem der Mensch das Unheil gebar.

Machbarkeitswahn und Forschung verfolgten fortan eisern kommerzielle Ziele und sind daran, dem Menschen ewige Schönheit, Unvergänglichkeit, Nachkommenschaft à la carte und künstliches Glück zu kreieren. Zwar hoben einige den warnenden Finger. Sprachen von Ethik, von Ursache-Wirkung. Von den Grenzen der Machbarkeit. Und von Respekt vor dem Leben. Denn diese wenigen spürten, dass der Mensch hier die Rechnung ohne den Wirt machte. Man muss davon ausgehen, dass wir die Erde und die Ozeane, die wir jahrtausendelang als Müllhalde unserer eigenen Hybris und Kurzsichtigkeit missbrauchten, an den Rand des Kollaps brachten.

Und nun ist alles anders. Es rumpelt die Erde, erbricht sich das Meer. Es flutet der Ozean über die Dämme menschlichen Lebens, dass es nur so stirbt drumherum. Und plötzlich wird der selbsternannte Mensch-Gott - gar auf präsidialer Ebene einer Weltmacht USA - ganz nichtig und klein. "In god we trust", heisst es da. Und es wird plötzlich stumm. Wie kann ein guter Herrgott denn dieses Leid hier zulassen, ertönt es da plötzlich. Man hat ihn zwar ins zweite Glied der Macht, direkt hinter den Menschen - zurückgestuft, doch die Verantwortung trägt er noch immer erstinstanzlich. Der Mensch lenkt - und Gott schläft, möchte man den Eindruck haben.

Und vielleicht - man mag es hoffen - entsteht mitten im Leid plötzlich etwas Heilendes? Vielleicht etwas, das Albert Einstein bereits 1932 so formulierte: "Unser Handeln sei getragen von dem stets lebendigen Bewusstsein, dass die Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Tun nicht frei sind, sondern ebenso kausal gebunden wie die Gestirne in ihren Bewegungen."

Uebermannt von der Kraft der Natur, dieser Urgewalt allen Lebens in allen Dimensionen und Elementen dieser Welt, - wird vielleicht wieder etwas wie Demut vor der Schöpfung möglich. Zumindest für einige.

Das Schicksalsjahr 2005 - hat die Chance zur Einkehr, Rückkehr und Umkehr geboten. Nicht erst seit Jahresbeginn spuckt die Erde ihr eigenes Blut und Wasser. Erzeugt sie perfide Formen von Krankheiten, die den selbstmächtigen Menschen ohnmächtig machen und zu Tode ängstigen.

In seinem Buch "Kollaps" vertritt der Evolutionsbiologe und Pulitzerpreisträger Jared Diamond anhand verschwundener Kulturen wie den Mayas und Wikinger die Thesen, dass Gellschaften der Weltgeschichte dann untergingen, wenn sie entscheidende Gesetze des Ueberlebens verletzten. Dazu gehören etwa der Raubbau an der Umwelt, Klimaveränderungen, Bevölkerungsexplosion und politische Fehleinschätzungen. Blickt man etwa auf die Umweltpolitik der USA, welche bis heute das Kioto-Protokoll nicht unterschrieben hat und blickt man auf die westliche Welt, dann muss man sich auch hierzugegen gehörig beeilen, um der Weltuntergangsthese des Forschers zu entgehen. Es wird immer heisser und enger auf dieser Welt, es herrscht das Klima politischer Dauer-Kriegsführung - und: die Ressourcen gehen uns aus.

Umdenken, umkehren, sofort ist die Folgerung. Eine neue Ethik in Politik und Wirtschaft kann uns retten. Werte der Demut, des Dienens im eigenen Denken und im wirtschaftlichen und politischen Handeln stehen an. Auch unser Land leidet an sinkender Servicequalität und Kundennähe, es mangelt an "dienstbaren Geistern", wir kranken an zu vielen Dauer-Klagenden auf höchstem Niveau und Selbstdarstellern in politischer Mission. Umdenken setzt innere Reife voraus.

Diese führt zum "Unsichtbaren hinter dem Sichtbaren", zum eigenen Sinn im Schaffen, zur eigenen Verantwortung im Handeln und Lassen. Und damit zum Ueberleben unserer Gesellschaft.

Oder, um mit Einstein zu schliessen: "Die menschlichen Wesen, Pflanzen oder der Staub, wir alle tanzen nach einer geheimnisvollen Melodie, die ein unsichtbarer Spieler in den Fernen des Weltalls anstimmt." Diese Melodie zu hören und sich ihrem Geheimnis zu unterordnen, könnte der Beweis dafür sein, dass der Mensch eben DOCH lernt und - vielleicht die letzte Chance unserer Zivilisationen - für ein Ueberleben inmitten von ökologischer und politischer Selbstzerstörung.

 

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