Eine angeregte Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft brachte es auf den Punkt: Wir Schweizerinnen und Schweizer haben uns im Blick auf unsere Unzulänglichkeiten dem grössten Feind allen Erfolgs ergeben: Wir fürchten scheinbar nicht nur Excellenz, sondern auch jede Veränderung. Lieber auf alten Pfaden auf der Stelle treten, als neue Wege gehen, so scheint es.

Was viel zu wenig bekannt ist: Diese kleine Schweiz ist noch immer Innovations-Europameisterin! Im europäischen Innovationswettbewerb belegt unser Land und seine Leute noch immer Platz 1 auf der Rangliste der innovativsten Staaten Europas vor Schweden, Finnland und Deutschland. Auch wenn unser industrieller Innovationsvorsprung in den letzten zehn Jahren geschrumpft ist: wir hätten Grund, auch etwas optimistisch zu sein. Denn immerhin hängt das Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft wesentlich von seiner Innovationsleistung ab. Und wir haben ja auch bemerkt, wo wir noch zulegen können, um den Vorsprung zu halten, oder nicht?

Da ist einerseits unser Umgang mit Innnovation: Sie entsteht durch Menschen, die sehen, was andere nicht sehen, die denken, was andere noch nie gedacht haben und - die vielleicht wie Kinder - angetrieben von Neugier - neue Fragen stellen. Und manchmal auf neue Antworten stossen. Was in den USA - von wo mindestens zwei Drittel aller fundamentalen wissenschaftlichen Innovationen weltweit stammen - noch immer hervorragend funktioniert, wird bei uns noch immer gehemmt: Es ist der "Free Flow" von Quer-Denken und kreativem Schaffen, in Betrieben, in Wissenschaft, Schulen, Verwaltungen und Organisationen. Da nützt es herzlich wenig, wenn der Bundesrat für die Zeitspanne von 2004 bis 2007 mehr als zusätzliche 40 Personalstellen für Wissenschaftsverwaltung fordert, statt diese Mittel für innovative Grundlagenforschung bereitzustellen: diese aber ist nicht "verwaltbar", sondern in erster Linie voller Ueberraschungen, ohne Marschplan, intuitiv, chaotisch - wie innovative Kunst! Wer Forschung zu sehr plant, reguliert, zentralisiert - der hemmt die Innovationskraft. Innovation entsteht durch QuerdenkerInnen, die allgemein akzeptierte Regeln und Ideen in Frage stellen, die den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen, um neue Quellen zu entdecken!

Europa und die Schweiz scheuen sich noch immer davor, die Besten zu fördern.
In den Unternehmen dieses Landes hiesse dies: Stärkung der personellen Fähigkeiten, Sicherung der Ausbildungsqualität, Schaffung von Unternehmenskulturen der Innovation und glasklare Kommunikation in alle hierarchischen Richtungen. Es hiesse Schulterschluss von Wissenschaft und Wirtschaft, Frauen und GeisteswissenschaftlerInnen in die Chefetagen holen, Selbstverantwortung und eine Politik der Stärken fördern und - Fehler zum Motor von "lernenden Organisationen" zulassen und klug auswerten.

Den Optimierungsmöglichkeiten für Betriebe folgt ein Forderungskatalog für alle Belange unserer gesellschaftlichen Realität.

Da ist die Aus- und Weiterbildung unserer Bevölkerung. Dieses Haupt-Kapital "Wissen" muss mehr innovationsgerichtet sein. So müssen wir nicht nur ethisches sondern auch interdisziplinäres und chaotisches Denken fördern. Forschung an den ordentlichen Universitäten unseres Landes muss sich durch den Nachweis für deren Praxistransfer legitimieren. Elfenbeinturm-Wissenschaft ist l’art pour l’art und nicht finanzierbar. Wir brauchen nicht noch mehr selbsternannte "Hochschulen", sondern den Ausbau unserer traditionellen ordentlichen Universitäten, die im internationalen Vergleich mit ordentlich habilitiertem Lehrkörper und seriösem akademischem Nachwuchs bestehen. Innovationslabors, Innovationspreise und der Abbau von administrativen Hürden bei der Förderung der KMU-Szene Schweiz gehören genauso dazu wie die längst fällige Einlösung des Versprechens auf magistraler Ebene zur KMU-Förderung (ideell und finanziell). Auch wenn die Schweiz den Alleingang übt - ohne Kooperationen in allen Bereichen der Innovationsentwicklung steht für uns in allen Bereichen kein Podestplatz mehr bereit.

Und last but not least: Weil Innovation das "kontrollierte Chaos" liebt - brauchen wir mehr Leaderpersönlichkeiten, die sich selbst, ihre Teams und kreative, mutige, denkende Mitarbeitende fördern. Hier brauchen wir weniger Sanierer auf den Top-Etagen unserer Unternehmen - sondern InnovationsmanagerInnen, die gemäss jüngsten Untersuchungen selten Sanierer zugleich sind.

Dieses Land strotzt vor Potenzial an gebildeten und gescheiten Menschen. Sie sind die verheissungsvollen Antipoden zu den viel zitierten Selbstbedienern und Lavierern. Sie sind die Pfeiler von Unternehmertum und Pioniergeist, welche dieses Land im europäischen Wettbewerb weiterhin gut aussehen lassen. Vorausgesetzt, auch die junge Generation lässt sich von all den pessimistischen Stimmen und Regulierern nicht brechen und glaubt unbeirrt an die Schweiz der Innovation. Und an deren künftige Rolle als Innovationsführerin im europäischen Wettbewerb.

 

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