Indianerboot vor dunklen Wolken

VOM ABSCHIED VON NARZISSTEN

Seit einem Jahr werde ich konfrontiert mit Coaching-Situationen, die sich anfühlen, wie die beschriebenen Konfrontationen in Marie-France Hirigoyen’s Buch «Die Toxische Macht der Narzissten» (Beck, 2020). Die Covid-19-Lage scheint nach oben zu spülen, was bis anhin gut verdeckt unter Aktionismus des Tagesgeschäfts wirkte; In Wirtschaft und Politik, aber auch in Familien und Partnerschaften ist der Vormarsch des Narzissmus ein Phänomen, das subtil zersetzt und Menschen wehrlos macht, erkennen diese nicht, wie stark sie in den Netzen gefangen sind.

Sie lesen noch immer weiter? Hirigoyen listet neun Erkennungsmerkmale narzisstischer Persönlichkeiten auf, die wir täglich mehr oder minder antreffen, fühlen und mit ihnen kontaminiert werden; diese möchte ich Ihnen vorstellen und gleichsam anbieten, kurz über Ihre aktuelle Situation zu scrollen und einen Check-up zu machen (a.a.O., p. 23 ff).

  • Gefühl der eigenen Wichtigkeit/ Überlegenheit und übermässiges Streben nach Anerkennung
  • Starke Eingenommenheit von Fantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht und idealer Liebe
  • Glaube, selbst «einzigartig» zu sein und elitäre Ansprüche bei der Wahl anderer
  • Streben nach übermässiger Bewunderung/ verlangt nach bevorzugter Behandlung
  • «Ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch» (p.28), und «zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen» (a.a.O.)
  • Fehlen von Empathie, ist nicht bereit, nicht fähig, auf Gefühle und Bedürfnisse anderer einzugehen
  • Wird getriggert von Neid und kehrt es um, die anderen sind neidisch auf ihn
  • Fällt mit Arroganz und/ oder Überheblichkeit auf

Dies sind nur einige Hauptmerkmale einer so gestrickten Persönlichkeit, die diese in mannigfaltiger Weise auslebt. Wer im privaten oder geschäftlichen Umfeld damit konfrontiert wird, hat es schwer. Löst man sich nicht daraus, schrittweise ist das möglich, dann gelingt das nur noch mit einem Befreiungsschlag. Beide Ausstiegs-Szenarien begleiten wir.

Narzisstische Persönlichkeiten wissen genau, wie sie ihr Umfeld manipulieren können. Sie riechen förmlich die «Knöpfe», die sie drücken müssen, um ihre Menschen zu führen. Nicht selten werden sie toxisch, nicht selten unter lächelndem und scheinbar freundlichem Auftreten.

Immer wieder gelingt es der toxischen Person, sein «Opfer» einzuweben in das Spinnennetz der Geduld, des Verständnisses, des Zeitgewinnens. Toxische Narzissten spüren haargenau, welchen Knopf sie drücken müssen. Mit seismographischer Sicherheit manipulieren sie ihre Menschen und machen sie gefügig. Der Film «Gaslighting» repräsentiert das Phänomen auf eindrückliche Weise.

Das Narzissmus-Opfer beginnt, an sich selbst zu zweifeln. An seiner Wahrnehmung, seinem Verhalten, seinem Empfinden und – das geht so lange, bis es zusammenbricht oder jegliches Selbstvertrauen verloren hat. Wie kann sich das anhören, wie kann sich das anfühlen? 

  • Es verliert den Selbstrespekt, weil es spürt, dass fehlende Achtung und fehlender Respekt seitens toxischer Person in Verbindung mit konstanter Kritik, Infrage-Stellung und Herabwürdigung in kleinen und oft subtilen Arsendosen wirken toxisch auf die Seele
  • Versprechen auf «Besserung» und scheinbar hilfloser Verletzung seitens toxischer Person verunsichern das Opfer und lassen es zweifeln an der eigenen Wahrnehmung und Korrektheit seines Verhaltens, jede Verunsicherung wird getriggert, dieser Knopf wird gedrückt, die Spirale der Verunsicherung zeigt alarmierend nach unten
  • Dies geht oft einher mit krass gegensätzlicher Bewunderung des Opfers und scheinbarer Dankbarkeit für seine Einzigartigkeit, was das Netz der Toxikologie doppelt knüpft
  • Das Opfer wird emotional eingepuppt und entspannt, um den Zugriff zu vereinfachen.
  • Hier entstehen oft Gefühlsbäder, die verwirren, die schwächen, die in die Depression und dem Gefühl des Ausgeliefertseins einmünden.
  • Rational erkennt das Narzissmus-Opfer sehr häufig das Spinnennetz, doch ist es so geschwächt von diesen emotionalen Spielen in diametralen Gefühlsverabreichungen, dass es sich daraus kaum selbst lösen kann. Überall hängt es fest an feinen Fäden, die es behindern, radikal auszusteigen.
  • Dem Opfer wird suggeriert, wie unersetzlich und wertvoll es für die toxische Person ist, gleichsam wird ihm auch explizit oder implizit gedroht, was es verlieren würde, ohne diese «Spinne». In Wahrheit lebt sie von ihrem Opfer und bedient sich seiner Energie, seines Könnens, seines Wissens und seiner Persönlichkeit, die schrittweise zersetzt und dem Narzissten einverleibt wird.
  • Aussagen und Gefühlseruptionen werden durch den Narzissten mehr und mehr pathologisiert, das Narzissmus-Opfer zweifelt an sich selbst und stellt sich überdurchschnittlich in Frage; an diesem Punkt schalten sich nicht selten Depressionen und das Gefühl der Ausweglosigkeit ein.
  • Es wird belehrt, belächelt, ihm wird gedroht bei Ausstiegserklärungen, an ihm und dessen Wahrnehmung wird pervertiert, Aussagen kontextlos neu interpretiert und je nach Belieben seitens Narzissten instrumentalisiert für seinen eigenen Nutzen.
  • Der Zustand der Gereiztheit in Verbindung mit oft überbordender Heiterkeit verwirrt das Opfer konstant und lässt es in einen Zustand andauernder Angespanntheit versetzen, nicht wissend, was als nächstes kommt. Entspannung unmöglich. Erschöpfung durch psychischen Dauerstress programmiert. Und das gehört zum Programm des Narzissten.
  • Kritik ist nicht möglich. Das labile Selbstbewusstsein des Narzissten pervertiert alles, er redet sich die Welt ein, die er will. Er ist es, der weiss, wie es geht. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Es gibt nur Schwarz und Weiss.

 

NARZISSMUS IN DER COACHING-PRAXIS

Ich gebe hier nur einige Beispiele aus der Praxis, die erschüttern. 

Es sind die starken Persönlichkeiten, die besonders Talentierten, die sensiblen, empathischen und liebenswürdig-gebenden Menschen, die auf der Beliebtheitsskala für Narzissten ganz oben stehen. Sie wollen diese Stärken für sich einverleiben und tun es ohne moralische und ethische Fähigkeit. 

Toxische Narzissten leben in einer eigenen Welt. Sie spielen nach ihren Regeln. Ausschliesslich. Sie ändern die Spielregeln ohne Vorankündigung und Moral. Eigennutzen ist alles. Wahrheit wird nach Belieben gedreht und Lügen werden als Wahrheit verkauft.

Ich bin mir nicht sicher, ob so gestrickte Narzissten überhaupt in der Lage sind, eine moralische Haltung einzunehmen. Man spricht in der Forschung auch davon, dass solche Menschen zwischen Paranoia, neurologischen Schäden und schweren Schädigungen aus der Sozialisation schwanken, die sie triggern und selber komplett vereinsamen lassen. Freunde haben toxische Narzissten kaum. Sie leben in ihrer Welt, die autistische Züge hat und machen sich «die Welt, wie es ihnen gefällt»; nicht selten werden hier auch in Politik und Wirtschaft mächtige Menschen geortet, die immense Schäden anrichten. Nachhaltigkeit und Ethik, Eigenverantwortung und besonders irgendeine Verantwortung gegenüber andern finden kaum statt. Man nimmt sich, was man will. Man lässt hinter sich, was einem nicht mehr dient.

Die Psychoanalytikerin und Familientherapeutin Marie-France Hirigoyen beschreibt in ihren eindrücklichen Büchern «Die Toxische Macht der Narzissten» (a.a.O.) und «Die Masken der Niedertracht» (dtv, 1999) die Folgen dieser seelischen Gewalt im Alltag. Weiter schreibt sie hierzu im ersten zitierten Buch: «Da Narzissten nur das mögen, was ihre Selbstliebe nährt, benutzen sie den anderen, um sich selbst in Geltung zu bringen. Männer gehen mit reichen Frauen oder «Trophäenfrauen» aus, die selbstredend jung und schön sind und die sie als äusseres Zeichen von Reichtum zur Schau stellen.» (a.a.O., p.107 ff) Zunehmend dürfte sich dieses Phänomen nicht nur auf Männer beschränken.  

Im Geschäftsleben tun sie dasselbe. Sie umgeben sich mit eben diesen Menschen, die optimalerweise ihre Geltung verstärken, weil sie einen ausgezeichneten Job machen und nicht selten weit mehr Leistung bringen, als der Narzisst, der diese dann in der Regel auch gleich als die seine verkauft. 

Auch hier werde ich in zahlreichen Coachinggespräch fündig. Wenn es um die Beförderung von eben solchen talentierten und begabten Frauen geht, ist der Narzisst der letzte, der ihr den Weg ebnet. Er braucht sie und instrumentalisiert sie. Er lobt sie und macht sie zur einzigartigen «Verbündeten» seiner Grandiosität. Gleichsam nimmt er ihr subtil die Power, selbst zu gehen, wie oben beschrieben.

 

AUSSTIEGSSZENARIEN

Und zum Schluss möchte ich einige Ausstiegsszenarien vorstellen, die Ihnen helfen können, den längst gefühlten Exit-Knopf zu drücken und das toxische Netz der Spinne doch noch zu verlassen: 

  • Nahkämpfe mit Narzissten sind meiner Erfahrung nach zu vermeiden; Gegenangriffe sind nicht selten, Gegenwehr durch jähen Rückzug des Narzissten und Kommunikationsverweigerung ebenso. Moderierte Gespräche sind kaum möglich. Der Narzisst stellt sich kaum in Frage und spielt sein Spiel allein weiter. 

Sie müssen hier raus: ultimativ und emotional imprägniert. Vorbereitet und in Kenntnis der Verstrickungen, in denen Sie sich befinden: 

  • Wenn Sie rational die Pathologie der Spinne und deren Netzstruktur erkennen, sind Sie bereits nicht mehr Teil des Netzes. Mit einer klaren und ehrlichen Analyse des Ist-Zustandes finden Sie den Weg zurück zu Ihrer Wahrnehmung und Wahrheit. Hier arbeiten wir zusammen. 
  • Wenn Sie mit diesem Selbstvertrauen gestärkt sind, lernen Sie, sich emotional zu imprägnieren; toxische Verabreichungen werden dann von Ihnen erkannt und rationalisiert. Wenn Sie das beherrschen, sind Sie aus der Opferrolle bereits ein weiteres Stück heraus. Zu wissen, dass sie nicht allein auf dem Exit-Weg sind, dass Ihr Sparring Partner hinter Ihnen steht und Sie stärkt, wenn es nötig ist, schafft weitere Schritte. 
  • Wenn Sie auf innerlichen Abstand gehen und dies durchhalten, sind Sie wieder weiter; 
  • Ultima Ratio ist aus meiner Praxis nur eine: Sie müssen so rasch wie möglich raus!

 

"TEAR DOWN THE COBWEB!" 

Reissen Sie das Spinnennetz fein geplant herunter; neuen Job, raus aus der Beziehung, möglichst in einem geordneten und fein geplanten Szenario, das zum richtigen Zeitpunkt realisiert wird. Und der richtige Zeitpunkt ist meist eine Blitzaktion Ihrer Stärke, aus der es kein Zurück gibt und den wir zusammen planen.

Von da an blicken Sie nicht mehr zurück. Schliessen Sie das Buch. Die Vergangenheit ist vorbei. Und jetzt blicken Sie in die Zukunft. Die Analysen sind zu diesem Zeitpunkt gemacht, Sie haben viel gelernt und nehmen das Gelernte mit als persönliche Erfahrung. Doch die Zukunft kann ohne Blick zurück viel einfacher gestartet werden. 

Ein Freund und weiser Zugehöriger der Maori schrieb mir einst dazu:
«Du musst paddeln, kein Blick zurück, gehe durch die Stromschnellen und sei wachsam. Paddle, was Du kannst und geh, geh.
Es kommt der Moment, in welchem Du Dich in sichereren Gewässern wähnst. Dann kannst Du etwas entspannen. Paddle weiter, finde Vorsprung, immer weiter. Bis Du Dich sicher fühlst. Dann kannst Du erst entspannen, auf Dich stolz sein und wissen, dass Du Dich selber befreit hast.» 

Er hat die meines Erachtens einzige Exit-Option aus dem Netz toxischer Narzissten in diesem Bild zusammengefasst: Sie können und müssen radikal aussteigen. 

Wir helfen Ihnen dabei. Kein Blick zurück.

 

DETOX-COACHING-Methode 

Wir arbeiten hier eng zusammen und machen Schritt um Schritt durch Analyse bis zum Passieren der Stromschnellen. 

Sie haben unser Backup und können auf uns zurückgreifen auch ausserhalb der normalen Arbeitszeiten bei Akutsituationen. Wir gehen da gemeinsam durch. 

Melden Sie sich bei mir, nehmen Sie Ihr Leben wieder selbst in die Hände!

 

 

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