Erde in Händen

«Du siehst einen Aspekt einer Sache. Ich den anderen. Den Dritten sehen wir beide nicht.» Mit diesem Quote lässt sich eine Annäherung an den für uns zentralen Aspekt von Covid-19 machen.

Wir werden entschleunigt. Auf uns selbst zurückgeworfen. Wir werden mit Zeit konfrontiert und ihrer Bedeutung. Was bis dato «normal» war, ist nicht mehr. Kompletter Paradigmenwechsel und dies mehrfach allein mit uns, isoliert und bestenfalls virtuell in Sozialkontakten mit der Aussenwelt. Das macht Angst, das rüttelt an unseren Persönlichkeiten und unseren Brands, die wir auf allen Social Media-Wegen vor Covid-19 sorgfältig verkauften. Was bleibt, sind wir selber.

Jetzt haben wir Zeit. Nachzudenken über unseren Lebenssinn, unsere Werte, über die Zeit unseres Lebens und darüber, wie wir diese nützen wollen. Man gab uns die Zeit zurück und damit das Privileg, zu denken. Zu fühlen.

Die «Oberfläche» unseres Seins und Wirkens wurde von heute auf morgen weggespült und nun bleibt noch die «Tiefendimension» unseres Lebens. Das Korrektiv «Corona» zeigt uns in eindrücklicher Weise, dass unser Verständnis von «Sinn», «Erfolg», «Haben» und «Selbstdarstellung» so oberflächlich war, dass es nach Covid-19 nicht mehr ist.

Nach «Haben» folgt nun «Sein». Wer sind wir, was lassen wir, was bewirken wir, wo korrigieren wir, was bedeutet «Leben» für uns – es sind solche Fragen, die uns jetzt triggern.

Unser sorgloser Umgang mit der Erde, die globalisierte Wirtschaft mit einem Defizit an Ethik und Intelligenz, vernichtete ob so viel Sorglosigkeit nahezu die Grundlage unseres Lebens, der darwinistische Umgang mit Tieren und Leben beraubte uns jeder Verantwortung. Und noch immer gibt es Unbelehrbare, die Leben und Wirtschaft gegeneinander abwägen; Wir wollen hier nicht verurteilen, doch festhalten: Wirtschaft muss wieder im Dienste der Gesellschaft stehen.

Corona ist eine Lehrmeisterin für jene, die Nachhaltigkeit beim Wort nehmen und zumindest jetzt Selbstverantwortung übernehmen in ihrem Konsumentenverhalten, in ihrer Kulinarik, in ihrer Antwort, was sie selbst diesem Planeten hinterlassen wollen.

Wenn die Natur spricht, braucht es keinen Pantheismus, um zu hören, was korrigiert werden muss. Es braucht auch keinen «strafenden» Gott, es braucht nur eines: Awareness und Selbstverantwortung und: den Mut, den eigenen Lebensweg nach Corona nochmals von Grund auf zu reflektieren und zu korrigieren.

Jede Bewegung zählt, jede Optimierung unseres Denkens und Handelns zählt. Nicht die Gesellschaft und Politik muss es in erster Linie richten, sondern wir.

Zwischenmenschliche Beziehungen – direkte- erhalten in diesen Tagen einen neuen Stellenwert. Es sind nicht «Sales-Beziehungen» die funktionieren werden, nicht «Geschäftsbeziehungen», sondern «Touch-Points» mit Menschen auf einer Metaebene des Seins, die nachhaltig sein werden. Alle Tips und Tricks des Geschäftslebens werden jetzt auf Echtheit geprüft. In die Tiefe muss gehen, was längerfristig erfolgreich sein soll.

Corona ist eine Lehrmeisterin eben dieser Tiefe. Sie berührt unser Sein, unser Handeln, unser Herz, unsere Seele und damit unsere Werte. Wer jetzt mit sich selbst ehrlich ist, kann den Grundstein legen für die Zeit danach.

Ich wünsche Ihnen allen von Herzen beste Gesundheit.

Dr. phil. Sonja A. Buholzer, M.A., Zürich
05-2020
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